Um die Frage gleich am Anfang zu beantworten: Ja, meistens ist der Diesel die bessere Wahl. Der 1,6-Liter Vierzylinder-Benziner ist nicht sinnlos, allerdings ist sein Anwendungsbereich verhältnismäßig klein.
Wirklich sinnvoll ist diese Motorisierung für Menschen, die fast ausschließlich Kurzstrecke fahren und dafür ein relativ geräumiges (503 – 1.492 Liter Kofferraumvolumen), geländetaugliches (17,2 Zentimeter Bodenfreiheit) Auto mit Allradantrieb und Doppelkupplungsgetriebe brauchen.
Der Anhängerbetrieb ist möglich: bis zu 1.600 Kilo Anhängelast. Zum Vergleich: der 185-PS-Diesel darf bis zu 2,2 Tonnen ziehen – mit Handschaltgetriebe wohlgemerkt! Die Wandlerautomatik (nur bei größtem Diesel, sonst DKG) schafft nur 1,9-Tonnen.
Testverbrauch: 8,8 Liter auf 100 Kilometern
Der Testverbrauch des 177-PS-starken Turbomotors liegt bei 8,8 Litern. Das ist zwar etwas höher als der von Kia angegebene Höchstwert (8,5 Liter), erklärt sich jedoch durch den hohen Autobahnanteil bei unseren Testfahrten. Der Minimalwert von 6,6 Litern erscheint auch unter Idealbedingungen eher selten im Bordcomputer. Für ein SUV mit einem Leergewicht von 1.802 Kilo geht der Verbrauch dennoch in Ordnung.
Die Fahrleistungen sind ebenfalls okay – jedenfalls auf dem Papier. 9,1 Sekunden vergehen von Null auf 100 km/h. Aussagekräftig ist dieser Wert jedoch nicht, außer man möchte dem Nachbarn im Mitsubishi Space Star beim Drag Race durch die Reihenhaussiedlung zeigen, wo der Hammer hängt. Für diesen Fall wäre man gewappnet!
In allen anderen Situationen marschiert der Kia Sportage 1.6 T-GDI AWD etwas behäbig nach vorne. Vor allem im fließenden Verkehr oder beim Spurwechsel und anschießendem Beschleunigen auf der Autobahn zeigt sich, dass hier ein kleiner aufgeladener Motor gegen viel Masse kämpfen muss. Es wird laut, das Getriebe sortiert sich, die Erwartung steigt und es passiert... wenig.
Es fehlt etwas an Harmonie
Schade und unerwartet, denn das volle Drehmoment liegt bereits zwischen 1.500 und 4.500 Umdrehungen an. Absolut nutzbar. Theoretisch. Dass es „nur“ 265 Newtonmeter sind, ist dabei fast sekundär. Das Siebengang-DKG spielt eine Rolle: Die Gänge wechseln durchaus sanft und schnell, subjektiv harmoniert die Abstufung jedoch nicht perfekt mit dem Motor.
Vielleicht kann man das generell über Motor und Sportage sagen. Der Rest des Autos ist nämlich verdammt gut! Womöglich fällt der Motor deshalb so auf. Verarbeitung und Materialien sind auf dem von Kia gewohnt soliden Niveau. Auf der Rückbank finden zwei Erwachsene (und erst recht Kinder) ausreichend Platz und im Kofferraum lässt sich ein Hund problemlos unterbringen. Eine Zuladung von 563 Kilo würde sogar eine halbe Hundeschule ermöglichen. Die Ladekante liegt jedoch 73,2 Zentimeter hoch, was für ältere Hunde mühsam sein könnte.
Kia heizt und kühlt den Hintern
Davon abgesehen handelt sich um die nahezu perfekte weiße SUV-Ware! Wahlweise sogar in Orange und Rot erhältlich! Bereits ab der Vision-Ausstattung bekommt man Sitzheizung vorne und hinten. Bei der Topausstattung Platinum Edition lassen sich die Vordersitze sogar ventilieren. Fantastisch! Als separates Extra bekommt man diese Funktion leider nur im Leder-Paket für 1.452,44 extra.
Der Allradantrieb verfügt über eine variable Kraftverteilung und ist zentral sperrbar. Unter winterlichen Bedingungen konnten wir ihn zwar nicht testen, doch die Steuerung auf losem Untergrund stimmt zuversichtlich, dass auch Schnee souverän gemanagt wird. Eine G-Klasse darf man nicht erwarten, für die Kategorie "typischer SUVs" liegen die Fähigkeiten des Sportage aber im oberen Drittel.
Preisunterschiede zu Diesel-Modell
Ansonsten verfährt der Sportage so vorhersehbar und aufregend wie das ARD-Vorabendprogramm. Also kein Grund zur Sorge. Alles wird gut. Immer. Auch in Kurven.
Die Preise für die getestete GT Line beginnen bei 37.324,71 Euro. Die unterste Ausstattung Vision kostet ab 31.281,01 Euro (AWD-Benziner nur mit DKG). Das macht den Benzin-Motor in den unteren Ausstattungen am Attraktivsten, da dort die Preisdifferenz (nicht ausstattungsbereinigt) zum 185-PS-Diesel am größten ist.
Der vergleichbare Diesel mit GT Line kostet ab 40.638,99. Zusätzlich bietet Kia für den Diesel die Handschalter-Option (GT Line: ab 38.689,41 Euro) mit mehr Anhängelast.
Fazit: 7/10
Der Sportage ist ein rundum gelungenes Auto, weshalb der Benzinmotor wie ein Fremdkörper wirkt. Ob Sie persönlich trotzdem damit zufrieden wären, wage ich nicht zu beurteilen. Ich persönlich würde den Diesel empfehlen, da er aus dem Sportage ein besseres Gesamtpaket macht.
August 21, 2020 at 03:11PM
https://ift.tt/2QjIO97
Test: Kia Sportage 1.6 T-GDI – Weiße Ware - Motor1 Deutschland
https://ift.tt/2Zuxw6q
KIA
No comments:
Post a Comment